Kontroversen um nachhaltiges Arbeiten – Das Beispiel der Fischerei in Chile
Georg Jochum, Leonor Quinteros-Ochoa
Zusammenfassung
Angesichts einer drastischen Übernutzung der maritimen Fischbestände wird vielfach ein Übergang zu einer nachhaltigen Fischerei eingefordert. Favorisiert werden häufig Strategien einer Privatisierung und Vermarktlichung der Fangrechte, um einen verantwortungsvollen, nachhaltigen Umgang mit den maritimen Ressourcen zu erreichen. Wie allerdings am Beispiel der Neuordnung der Fischerei in Chile durch das Gesetz „Ley Longueira“ im vorliegenden Artikel deutlich gemacht wird, führen diese Strategien zur Verdrängung traditioneller Kleinfischer und sie fördern letztlich eine ökologisch problematische industrielle Fischerei. Unter Bezug auf das sozial-ökologische Leitbild der nachhaltigen Arbeit kann konstatiert werden, dass marktbasierte Strategien zur Erreichung von Nachhaltigkeit in der Fischerei zumeist ihr Ziel verfehlen. Sie verschärfen die sozialen und ökologischen Krisen und legitimieren teilweise Praktiken des Ocean Grabbings. Um eine nachhaltige Arbeit in der Fischerei zu gewährleisten, sind daher gemeinschaftsbasierte Ansätze der Ressourcennutzung zu bevorzugen.
Title (english)
Controversy about sustainable work – The example of fisheries in Chile
Abstract (english)
In view of the drastic overexploitation of maritime fish stocks, a transition towards a sustainable fishery is required. Strategies of privatization and marketisation of fishing rights are commonly favored in order to achieve a responsible and sustainable management of maritime resources. However, as set out in this article by the example of the reorganization of the fishery by the law “Ley Longueira” in Chile, these strategies often displace traditional small-scale fisheries and ultimately promote an industrial fishery, which is ecologically problematic. As can be argued with reference to the socio-ecological model of “sustainable work”, market-based strategies to achieve sustainability in fisheries often fail. They exacerbate the social and ecological crises and legitimize ocean grabbing. To ensure sustainable work in fisheries, community-based approaches to resource use are therefore preferable.