Gewerkschaftliche Positionierung zu migrantischer Arbeit in Kontexten der Fragmentierung und Prekarität. Einsichten aus der Paketlieferbranche
Dana Tholen
Zusammenfassung
Das Verhältnis von Gewerkschaften zu Migration ist seit jeher von Ambivalenzen zwischen grundsätzlicher Ablehnung und proaktiver Adressierung geprägt – insbesondere in prekarisierten Kontexten. In diesem Beitrag wird eine Dokumentenanalyse vorgestellt, welche die Positionierung der Gewerkschaft Ver.di in der Paketzustellung untersucht, einer Branche, die von Fragmentierung und Prekarisierung gleichwohl wie von einem hohen Anteil migrantischer Beschäftigter geprägt ist. Die Analyse zeigt eine distanzierte Thematisierung migrantischer Arbeit durch die Gewerkschaft. Ich argumentiere, dass diese strategische gewerkschaftliche Positionierung Konsequenz der grundlegenden Fragmentierung des Sektors in zwei Welten ist. Auf Grundlage dieser Analyse erörtere ich, wie Gewerkschaften sich in Kontexten prekärer und migrantisch geprägter Branchen strategisch besser positionieren können.
Title (english)
Union Positioning towards Migrant Work in the Context of Fragmentation and Precarisation. Evidence from the Parcel Derlivery Services
Abstract (english)
The relationship between trade unions and migration has always been characterized by ambivalences between fundamental rejection and proactive addressing, especially in preca-rious contexts. This article presents a document analysis that examines the positioning of the trade union Ver.di in parcel delivery services, a sector that is characterized by fragmentation and precarization as well as by a high proportion of migrant employees. The analysis reveals a distant union coverage towards migrant work in the sector. I argue that this union positioning is a result of the fundamental fragmentation of the sector into two worlds. Based on this analysis, I concludingly reflect how unions can more efficiently apply strategies in contexts of precarious and migrant-dominated sectors.