Solidarität in atomisierten Arbeitsformen. Empirische Erkenntnisse zu Interessenlagen von (solo-)selbstständigen Plattformarbeitenden
Fabian Hoose, Fabian Beckmann
Zusammenfassung
Nicht nur die kollektiv-solidargemeinschaftlichen Institutionen der Arbeitsregulierung und des Sozialschutzes stoßen bei Plattformarbeit an Grenzen – auch die Voraussetzungen für kollektive Interessen und solidarische Handlungsformen entlang der institutionalisierten Strukturierung von Erwerbsarbeit sind hier ungünstig; nicht zuletzt, weil Plattformunternehmen gezielt individualisierte Arbeitsformen fördern. Vor diesem Hintergrund untersucht der Beitrag auf Basis eines Mixed-Methods-Designs, ob sich unter Plattformarbeitenden Hinweise für solidarisches Handeln finden und in welchem Maße die kollektiv- solidargemeinschaftlichen Institutionen des deutschen Modells hier (noch) eine Orientierungsfunktion besitzen. Die Befunde zeichnen ein ambivalentes Bild: einerseits findet sich eine verbreitete Skepsis gegenüber kollektiver Regulierung von Plattformarbeit auf Seiten der Plattformselbstständigen und eine individuelle Abkehr von kollektiv-solidargemeinschaftlichen Institutionen der Arbeitsregulierung und des Sozialschutzes. Andererseits zeigt sich ein substanzieller Teil der untersuchten Plattformarbeitenden offen für kollektive Formen der Interessenartikulation, die aber nicht zwangsläufig in den etablierten Akteurs- und Organisationskonstellationen münden müssen.
Title (english)
Solidarity in atomised forms of work. Empirical findings on the interests of (solo) self-employed platform workers
Abstract (english)
It is not only the collective and solidarity-based institutions of labour regulation and social protection that reach their limits in platform work – also the conditions for collective interests and action along the institutionalised structuring of employment are unfavourable here. Platform companies promote an individualisation of work. Against this background and based on a mixed-methods design, the article investigates whether self-employed platform workers seek collective forms of action and to what extent the established labour and welfare state institutions (still) have an orientating function here. The findings are ambivalent: on the one hand, there is widespread skepticism towards collective regulation and solidarity-based institutions of labour regulation. On the other hand, a substantial amount of platform workers is open to collective forms of interest articulation, however, not necessarily within the framework of established players and organisational forms.