Artikel in AIS-Studien Jahrgang 4, Heft-Nr. 2 (2011)

Der arbeits- und industriesoziologische Konfliktbegriff und die Notwendigkeit seiner Erweiterung

Mathias Heiden

Zusammenfassung

Die Arbeits- und Industriesoziologie resümiert seit den 1980er Jahren einen gravie-renden Wandel der Arbeitswelt und ihrer Regulierung, in dessen Zuge sich auch die Bedeutung von Arbeitskonflikten verändert: Dezentralisierung und Verbetrieblichung des Arbeitskonflikts auf der einen Seite, die Verlagerung des Arbeitskonflikts in das Subjekt auf der anderen Seite. Mit diesem Wandel von Arbeit werden grundlegende Fragen nach dem arbeits- und industriesoziologischen Konfliktbegriff aufgeworfen. Der Beitrag fokussiert auf alltägliche Arbeitskonflikte und geht der Thematisie-rungstradition von Konflikten in der Arbeits- und Industriesoziologie nach. Er plädiert dafür, das Konfliktverständnis der Teildisziplin um Perspektiven der Konfliktsoziologie zu erweitern. Wurden alltägliche Auseinandersetzungen in der Arbeit theoretisch bislang vor allem als „Restkonflikte“ der industriellen Beziehungen begriffen, versteht der soziologische Klassiker Georg Simmel Konflikte als Alltagsphänomen und weist auf ihre grundlegende Bedeutung als Ausgangspunkte von Vergesellschaftungsprozessen hin. Diese Begriffserweiterung eröffnet der Arbeits- und Industriesoziologie in mehrfacher Hinsicht neue analytische Perspektiven.

Title (english)

The term of conflict in sociology of work and the necessity for its expansion

Abstract (english)

Sociology of work and industry has summed up a radical transition in the work world and its regulation since the 1980s. In the course of this transition the significance of work conflicts has also shifted: decentralisation of the work conflict to the company level on the one hand, and its transferral to the individual subject on the other hand. This transition raises fundamental questions about the concept of conflict held by sociology of work and industry. This article focuses on labour conflicts in everyday work and pursues the tradition of addressing conflicts in sociology of work and industry. It pleads for widening the concept of conflict in this subdiscipline by considering perspectives opened by conflict sociology. Conflicts in everyday work were so far grasped primarily as “rest conflicts” in industrial relations. Georg Simmel, the sociological classic, rather points to conflicts as everyday phenomena and emphasises their fundamental importance as starting points of socialization processes. In many ways this terminological extension opens up new analytic perspectives for sociology of work and industry.

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