Artikel in AIS-Studien Jahrgang 7, Heft-Nr. 1 (2014)

Der Leistungsanspruch von RFID. Mit Popitz durch die Informationsgesellschaft

Ulf Ortmann

Zusammenfassung

Die Radiofrequenzidentifikation (RFID) ist sowohl zentrales Element technischer Vorhaben (Stichwort: Industrie 4.0) als auch Gegenstand zivilgesellschaftlicher Diskussionen (Stichwort: Datenschutz). Für die Arbeits- wie für die Techniksoziologie stellt sich damit die Frage, nicht ob, sondern wie diese ,autonome‘ Technik an konkreten Arbeitsabläufen beteiligt ist und was es praktisch bedeutet, dass RFID-Etiketten in Alltagsgegenstände und Arbeitsabläufe integriert sind. Die hier in zwei ethnographischen Fallstudien in einem Textillager und in einer Bibliothek entwickelte These ist, dass die automatische Identifikation durch RFID nicht unauffällig – oder pessimistischer gesehen: hinter dem Rücken der Akteure – geschieht, sondern dass die Technik im praktischen Umgang konkrete Anforderungen stellt: einen ,Leistungsanspruch‘. Erstens muss diszipliniert gescannt und geprüft werden, ob die über RFID gescannten Objekte korrekt identifiziert werden. Zweitens muss beim Identifizieren an RFID-Anlagen laufend improvisiert werden. Drittens muss – in den Fällen, in denen die Befugnisse und Kompetenzen des Einzelnen nicht ausreichen – bei der automatischen Identifikation kooperiert werden.

Title (english)

Working with RFID. Challenging the concept of invisible assistants

Abstract (english)

Radio Frequency Identification (RFID) is a prominent example of ubiquitous computing technology. Through RFID, physical objects are tagged with unique addresses and can be identified remotely. In contrast to the concept of ubiquitous computers as ,invisible assistants‘ the results of my ethnographic case studies in a warehouse and in a library suggest that workers, employees and customers of the library are facing three practical challenges: (1) They have to scan RFID-tagged objects, and to check if these objects are identified correctly. (2) The identification of RFID-tagged objects is prone to interference; this essential vagueness is an ongoing part of a user’s individual diagnosing and improvisation – in the cases where a user’s competence is sufficient to solve the problems that arise. (3) The technology’s essential vagueness is an ongoing task of collective diagnosing and improvisation – in the cases that an expert’s help is needed.

Zurück

2024 AIS. Alle Rechte vorbehalten.

Cookie Hinweis:
Wir verwenden Cookies. Mit der Nutzung unserer Webseiten, erklären Sie sich mit der Speicherung dieser Cookies einverstanden. Weitere Infos unter Datenschutz…

Ok!